Montag, 26. September 2011

Samstag, 9. Juli 2011 - Sonntag, 10. Juli 2011
Es begann damit, dass ich zu spät dran war :D Ich verabschiedete mich noch von allen und dann brachten Marc Siedel und Andy mich nach Lyon zum Bahnhof. Eigentlich hätte ich meinen Zug am Gare Perrache besteigen sollen, der über die Stadtautobahn schnell zu erreichen ist. Aber es gab natürlich ausgerechnet heute mal wieder einen fetten Stau. Wir fuhren also von Anfang an anders, um wenigstens pünktlich am Gare Part-Dieu zu sein. Mit zunehmenden Blicken auf die Uhr wurde auch die zeit zunehmend knapper. Normalerweise bringt mich meine Knappheit nie aus der Fassung – dieses Mal brachte es mich doch etwas in Stress. Jede rote Ampel war ein Graus. Ich rechnete mir aus, dass der Zug von einem zum anderen Gare höchstens ein paar Minuten bräuchte und dann weiterfuhr. Kurz nach Abfahrtszeit des Zuges in Perrache erreichten wir Part-Dieu. Ich hatte mich schon damit abgefunden, den Zug verpasst zu haben und einfach einen neuen suchen zu müssen. Doch Marc und Andy gaben nicht auf  - dummerweise war der Parkplatz direkt vor dem Gare gerade in diesem Moment blockiert, so brachte Marc also das Auto weg und Andy und ich beeilten uns in den Bahnhof. Ein Blick auf die Anzeigentafel. Strasbourg – Gleis A – noch 8 Minuten. Mann,  war ich froh über diese Gebetserhörung! Wir marschierten also im Eilschritt zum Gleis A. Alles war voll mit wartenden Leuten (das ich darauf mal besser hätte achten sollen, ist mir leider erst später – zu spät klar geworden) Andy verlud mich mit Sack und Pack in den wartenden Zug, der rappelvoll war, und dann verabschiedete auch er sich. Ich saß im Zug ich hatte es geschafft trotz allem, als plötzlich… zwei Leute neben mir sprachen über GENF?! Verwirrt fragte ich bei meinem Nachbarn nach, der Zug hier fahre doch nach Strasbourg. Nein, der Zug fahre nach Genf. SCHOCK! Ein Ziel vor Augen: raus aus diesem Zug. Zum Glück hatte ich es ja nicht weiter als direkt durch die Tür rein geschafft. Ich streckte meine Hand aus, um die Tür zu öffnen – 3 Sekunden zu spät. Da stand ich, die Tür ging nicht mehr auf und 5 Sekunden später ruckte der Zug an und ich sah die Leute, die den Zug nach Strasbourg in wenigen Minuten besteigen würden, an mir vorbeiziehen.
Erst brachte ich vor lauter Schock gar nichts zu Stande. Dann mobilisierte ich meine letzten Handygeldreserven, um meiner besten Freundin und Siedeln Bescheid zu geben, dass ich es geschafft hatte, mich doch tatsächlich in den falschen Zug zu setzten. Die Möglichkeit des Aussteigens, Wartens und wieder Einsteigens fiel aus, da die Linien sofort auseinander liefen. Dass ich in diesem Moment schwarz fuhr kam mir nicht annähernd in den Sinn – ich hätte eine definitiv gute Ausrede gehabt. Wer steigt schon freiwillig in den falschen Zug :D
 Da ich keine andere Wahl hatte, machte ich es mir in dem fett vollen Zug gemütlich und gondelte über 2h irgendwo durch Frankreich. Ich war die ganze Zeit der Ansicht der Zug würde direkt nach Genf fahren. Auf die Idee mal auf einen Plan zu schauen kam ich mal wieder zu spät. Der Zug fuhr nicht nach Genf, sondern daran vorbei zu irgendeinem Dorf auf der französischen Seite des Genfer Sees. Das merkte ich 2 Haltestellen nach der Umsteigestelle nach Genf – typisch mal wieder! :D Nächster Halt: einfach nur raus! Da stand ich dann. Minibahnhof, irgendwo im Nirgendwo, der Fahrplan war net zu verstehen (selbst in dieser Situation dachte ich GMTlerisch :D) 2 Engländer waren auch planlos ausgestiegen und ein paar einheimische Jugendlich erbarmten sich dann unser und informierten uns, dass der nächste Zug in 10min. in Richtung Genf kommen würde. 
Dieses Mal versicherte ich mich gute 3 Mal, dass ich auch WIRKLICH ich richtigen Zug saß. Er fuhr tatsächlich nach Genf. Dummerweise in irgendeinen etwas abgelegenen Stadtteil. Keine Ahnung wo in Genf ich war, wo es weitergeht, wie man weiterkommt und welches der Hauptbahnhof ist (die haben hier dummerweise die Angewohnheit nicht einfach „Hauptbahnhof“ zu schreiben sondern denen alle Namen zu geben – sehr übersichtlich für Touris!) Da es an ahnungslosen Touris noch andere gab fragte ich mich durch und folgte irgendwann irgendwelchen Leuten, in der Hoffnung die nächste Tramstation zu finden. Ich fand sie nach ner halben Ewigkeit, zumindest kam es mir mit all meinem Gepäck so vor. Koffer, 2 Taschen und 2 Pakete. Ich dachte irgendwann meine Arme fallen ab. 10min für 800m – Wow, Leistung! :D Aber ich fand die Tramstation (: Die richtige Tram war voll, also nahm ich die nächste und der nächste freundliche Mensch, den ich um Hilfe anquatschte, half mir sogar mit meinem Megagepäck.
Ich erreichte irgendwann dann doch den richtigen Hauptbahnhof. Dort hieß es dann bei brütender Hitze erst mal eine Viertelstunde vor dem Schalter warten. Endlich kam ich dran: nächster Zug nach Stuttgart bitte. Egal wann. Ganz knapp würd ich’s noch heim schaffen. Also, Karte zücken – geht net. Wie?! Noch mal –  ist nicht. Die weiteren 5 Male ebenfalls nicht! Die Dame schickte mich also zum Geldautomaten. Den hab ich auch erst mit Hilfe eines freundlichen Menschens gecheckt und dann: will mir der kein Geld geben. Was ist denn jetzt los? Bei weiteren Versuchen spukte er einmal 100Franken aus – das wars! Ansonsten tote Hose. Also, auf beste hoffen und noch mal anstellen. Die Abfahrtszeit für den Zug nach Stuttgart rückte immer näher. Anderer Schalter: Fahrt nach Stuttgart ca. 160€/120 Franken. Supi. Karte tat immer noch nicht. Nichts zu machen. Ich fragte nach Singen – immer noch zu teuer. Letzte Möglichkeit, die ich auf der Anzeigentafel entdeckt hatte: St. Gallen. Die Frau schaut mich schon ganz komisch an. Wird ja net besser wenn ich ohne Geld bis nach St. Gallen fahr und immer noch nach Stuggi muss :D Aber, der Herr stand mir bei: das ticket nach St. Gallen kostete genau 100Franken! (: Ich zum nächsten Münztelefon gesprintet (Handy war schon alle) Meine Mutter anrufen und dann meine Patentante, die in der „Nähe“ von St. Gallen wohnt. Und dann hab ich mein ganzes Zeugs geschnappt und bin gerannt. Quer über den Bahnhof – so schnells halt ging. Gleis finden, mich vergewissern, dass es echt mein Zug ist ;D und dann so schnell wie möglich alles reinhieven, dass net irgendwann mein halbes Gepäck drin ist und die Türen schließen, wenn ich den Rest noch nachhieve. Kaum stand ich im Zug da fuhr er los. Diesmal hatte ich RICHTIG Dusel gehabt.
 Und so ging die Bahnfahrt weiter. Quer durch die Schweiz und ab da ohne Zwischenfälle.
Abends um 10.00 Uhr kam ich bei strömendem Regen und fettem Gewitter in Wiel an, wo mich meine Tante und meine beiden Cousinen abholten. Ich übernachtete dort und wurde am nächsten Morgen wieder in den Zug verfrachtet. An diesem Tag ging alles glatt. Ich fand alle meine Züge in time und es waren immer die Richtigen ;D Ich kam aus dem sonnigen Lyon und kam im strömenden Regen in Herrenberg an – nach über 24h Heimreise. Aber: ich habs geschafft! ;D

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